Die deutschen Naturparke treffen sich im Naturpark RheinTaunus
60 Jahre VDN - Jahrestagung der GeschäftsführerInnen
Vom 08.05. bis zum 10.05. fand die Jahrestagung der GeschäftsführerInnen und LeiterInnen des Verbands Deutscher Naturparke (VDN) statt. Die VertreterInnen der über 100 Naturparke Deutschlands fanden sich zum gegenseitigen Austausch im ebenso vielfältigen Naturpark RheinTaunus zusammen.
Die Tagung begann am Montag mit der Einladung zu einem Parlamentarischen Abend der Naturparke in Hessen, der in Verbindung mit dem 60-jährigen Jubiläum des VDN gefeiert wurde. Dieser Abend ermöglichte einen intensiven Austausch zwischen unterschiedlichen Akteuren aus Politik, Naturschutz und dem VDN.
Hier wurde nicht nur auf die Erfolgsgeschichte der deutschen Naturparke seit der VDN-Gründung im Jahr 1963 zurückgeblickt. Begrüßt wurde im Kreis der Naturparke das jüngste Mitglied aus Hessen, der Naturpark Knüll. Mit seiner Gründung ist über die Hälfte der Fläche Hessens Teil eines Naturparks.
Im Naturschutz muss und wird sich auch noch einiges tun, auch da die Natur von vielen inzwischen nur noch als Kulisse gesehen wird. Andreas Wennemann, Geschäftsführer des Naturparks RheinTaunus bezeichnete diesen nicht unproblematischen Trend als „Disney- oder Eventifizierung". „Wir brauchen einen langen Atem. Zielgerichtete Naturparkarbeit ist ein Staffel-Marathon und der Naturparkplan ist der Staffel-Stab", fuhr er fort.
Die Naturparkarbeit vor Ort ist Teil der VDN-Strategie 2030: Freude, Faszination, Zuversicht. „Gemeinsam, mit allen Menschen, Natur bewahren, mit Freude nachhaltig leben." Das sollte laut Ulrich Köster, Geschäftsführer VDN e.V., das Ziel sein. Hierfür sind die Ausweitung der gesetzlichen Grundlage und die Finanzierung, sowie engagierte Menschen essenziell. Das 2021 geschlossene Bündnis der Nationalen Naturlandschaften Deutschland ist Garant dieser Entwicklung in Deutschland, die Zusammenarbeit mit EUROPARC stärkt die Zielverfolgung auf gesamteuropäischer Ebene.
Für ihre Arbeit benötigen Naturparke ein ausreichendes Basisbudget, zusätzliche Unterstützung auf Ebene der Bundesländer, beispielsweise durch die Verankerung im hessischen Naturschutzgesetz, und sie sollten bei allgemeinen Entscheidungen als Sprecher für Naturschutz und Erholung mitwirken und berücksichtigt werden. „Wir sind nicht zu Besuch in der Natur, wir sind ein Teil der Natur.", so Dr. Jutta Weber, Geschäftsführerin des Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald.
Am folgenden Tag wurde gemeinsam mit Prof. Eckhard Jedicke, Leiter des Kompetenzzentrum Kulturlandschaft (KULT) der Hochschule Geisenheim, die Frage behandelt, wie Naturparke zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit beitragen können. Ein nachhaltiger Umgang mit unserem Land bedeutet einen Einklang von Klima, Ernährung, Biodiversität und menschlichen Aktivitäten zu finden. Konkret beinhaltet dies naturverträgliche Erneuerbare Energien, Humusmanagement im Ackerbau, Waldentwicklung und artenreiches Grünland. Hierbei sollen Naturparke als Reallabore fungieren und kooperativ zu Modelllandschaften entwickelt werden.
Weiterhin gab es naturparkspezifischen Input, wie zum Beispiel zur Notfallverordnung der EU aus dem Jahr 2022, der vom VDN geplanten Potenzialstudie in diesem Jahr und dem Wildnis Fond der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft gGmbH.
Auch der VDN-Plan für 2030 wurde besprochen. Hierbei soll nochmal besonderes Augenmerk auf die Aktualisierung des Wartburger Programms gelegt werden. Dies soll mit Hilfe der Naturparkpläne, Digitalisierung, einem Ausbau der Freiwilligenarbeit und, so möglich, Rangern geschehen. Zudem soll sich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gleichermaßen an Kinder, wie an Erwachsene richten. Nachhaltigkeit funktioniert nur, wenn alle Menschen gemeinsam daran beteiligt sind.
Am Nachmittag war dann auf einer Exkursion im Naturpark RheinTaunus ausreichend Zeit für Austausch zwischen den TagungsteilnehmerInnen. Highlights, wie der Hinterlandswald und der Gebückwanderweg im Wispertal durften da natürlich nicht fehlen. Dies bot zudem die Möglichkeit den Lebensraum der Bechsteinfledermaus zu entdecken und sich über das Naturschutzprojekt des Naturparks RheinTaunus auszutauschen.
Anschließend wurde der Limesturm „Dasbach" besichtigt. Er ist Teil des Obergermanisch-Raetischen-Limes, eines der zwei UNESCO-Weltkulturerbe im Naturpark.
Mittwochvormittag konnte abschließend noch ein Ausblick auf die aktuelle Arbeit und Zukunft des Naturpark RheinTaunus erhascht werden.
Neben der Vorführung des neuen Schraubfundamentsystems, wurde auch der Plan für das neue Freizeitwegesystem am Römerturm des Naturparks in Orlen vorgestellt. Die weitere Fahrt führte zur Burg Hohenstein mit Vorstellung des geplanten Natur- und Landschaftszentrums. Hier durften wir uns über reges Interesse und qualitativen Input unserer Kollegen aus ganz Deutschland freuen.
Der Naturpark RheinTaunus hat als diesjähriger Ausrichter auf Wunsch des Verbandes auf eine möglichst nachhaltige Umsetzung der Tagung geachtet. Dies zeigte sich zum Beispiel in der Wahl des Tagungshotels neben dem Hauptbahnhof Wiesbaden, der eine überwiegende Anreise per Zug ermöglichte. Eine ausschließlich vegetarische Tagungsverpflegung und eine Exkursionsmobilität mit kombiniertem Bahn-, Reise- und ÖPNV-Bustransport, waren weitere Elemente des Nachhaltigkeitskonzepts.
So war auch im Jahr 2023 die GeschäftsführerInnen–Tagung der deutschen Naturparke rückblickend sehr erfolgreich. Die Kombination aus informativem Input, Nachhaltigkeitsimpulsen und angeregtem Austausch ermöglicht es uns von gegenseitigem Wissen zu profitieren. Naturerlebnis schafft Zuversicht, Gesundheit und Freude. Alle Menschen brauchen die Natur, deshalb ist es so wichtig, dass wir zusammenarbeiten, um sie zu schützen.
Eingetragen am: 10.05.2023