"Ehrensache Natur" in Aktion
Esskastanien für den Schutz und die Sichtbarkeit des Kastell Zugmantels
Das Kastell Zugmantel am Welterbe Limes oder besser gesagt ein Teil des noch sichtbaren Bodendenkmals war am Montag, den 21. Oktober 2024, von 9:00 Uhr bis 16:00 Uhr Ziel und Einsatzstelle einer Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ING-DiBa aus Frankfurt. Für einen ehrenamtlichen Firmeneinsatz hatte die Gruppe bei den Nationalen Naturlandschaften Deutschlands angefragt und über diese den Naturpark RheinTaunus gefunden. Für einen Naturpark ist es, in Abhängigkeit von seinen Aufgaben und Zuständigkeiten, nicht einfach für eine so große Gruppe eine passende Arbeitsaufgabe zu finden. Die Rahmenbedingungen sind nicht einfach: der Einsatz muss innerhalb eines Tages leistbar sein, die Arbeit darf nicht zu schwer, kompliziert oder gar gefährlich sein, es muss sich um einen sinnvollen Einsatz handeln, der mit Partnern umgesetzt werden kann und es gibt eine Menge Fragen von der Logistik über ausreichend Werkzeuge oder der Bereitstellung einer Toilette.
Nach einigen Überlegungen wurde gemeinsam mit Melinda Lustermann von der Stadt Taunusstein, Dr. Kai Mückenberger vom Landesamt für Denkmalpflege und Revierförster Matthias Kirchner vom Forstamt Wiesbaden-Chausseehaus mit dem Kastell Zugmantel ein passender Einsatzort gefunden. Die Aktion passt zu dem Konzepte „Sichtbarmachung und Aufwertung des Kastells Zugmantel" der Stadt Taunusstein und soll dazu beizutragen, den historischen Kastellbereich am Zugmantel aufzuwerten und so für Besucherinnen und Besucher zur Vermittlung des Welterbes und dessen Bedeutung erlebbarer zu gestalten.
Seit 1972 ist der Naturpark RheinTaunus dort präsent. Der Parkplatz wurde damals angelegt und der Römerturm sowie ein kleines Stück Wall-Grabenanlage des Limes rekonstruiert. Derzeit erfolgt die dritte Erneuerung des Informationsangebots zur Welterbestätte, natürlich mit bewährten, neuen und modernen Elementen. Dies alles geschieht mit dem Ziel der Vermittlung eines elementaren Teils unserer heimischen Geschichte. „Seit 15 Jahren sind wir mit einer Arbeitsgruppe vor Ort aktiv. Es beteiligen sich beispielsweise die Städte Taunusstein und Idstein, zahlreichen Ehrenamtliche wie die Limes-Cicerones oder die „Zugmantel-Cohorte", das Landesamt für Denkmalpflege, der Limesbeauftragte und die Kreisentwicklung des Rheingau-Taunus-Kreises, der Taunus-Touristik-Service, der Forstbetrieb oder die Theatergruppe Wundertüte," so Andreas Wennemann, Geschäftsführer des Naturparks Rhein Taunus, „gemeinsam haben wir eine Menge auf die Beine gestellt und vieles davon konnte und wird auch zukünftig nur gemeinsam gelingen."
Das sieht auch Bürgermeister Reimann aus Taunusstein so, der die Gruppe, die bei bestem Wetter eifrig die fünfzig Esskastanien in den Boden setzte, vor Ort besuchte. „Die öffentlichen Mittel für die Aktivierung unseres Welterbes sind natürlich begrenzt. In den Städten und Gemeinde oder beim Landkreis gibt es sowohl personell als auch finanziell viele Aufgaben und Projekte, da hat selbst eine Welterbestätte es nicht leicht, eine angemessene Aufmerksamkeit zu erhalten. Aktionen wie diese, bei der wir gemeinsam mit Freiwilligen aus Frankfurt Geschichte sichtbar machen, finde ich wunderbar. Solche besonderen Gäste begrüßen wir gerne" freute sich Bürgermeister Reimann.
Gemeinsam mit den Forstleuten und dem Bundesfreiwilligen des Naturparks pflanzte die 23-köpfige Gruppe die rund 2 m hohe Esskastanien entlang eines Teils der ehemaligen nördlichen und östlichen Wallmauern des Kastells. Vor vier Jahren war hier der bisherige Wald aus Fichten durch Hitze, Trockenheit und Borkenkäfer abgestorben und die Fläche mittlerweile von eine dichten Verhau aus Holunder, Brombeere und Brennnessel überwuchert worden. Die Reste der Wälle waren somit unsichtbar für die Besucher des Kastells und einzelne junge Bäume, die begannen ihre Wurzeln die Reste der Bodendenkmals zu treiben. Dieser Bewuchs wurde jetzt in Abstimmung mit den Landesdenkmalamt zurückgeschnitten und entlang der Außenseite des ehemaligen Kastells wurden die Esskastanien gepflanzt. Sie sollen zukünftig den Wall beschatten und sichtbar halten. Eine jährliche Mahd der Flächen ist vorgesehen.
Die Auswahl der Baumart traf Revierförster Matthias Kirchner. Er erklärte gerne die Hintergründe seiner Wahl: „Die Esskastanie wurde in römischer Zeit von der Südseite der Alpen zu uns mitgebracht und kultiviert, somit passt sie wunderbar als Schutz unserer Welterbestätte aus römischer Zeit. Aber die Baumart hat darüber hinaus im Forstbetrieb eine wichtige Aufgabe und Zukunft. Sie ist eine der Baumarten, auf die wir Forstleute unsere Hoffnung setzen, dass sie auch bei den steigenden Temperaturen des Klimawandels in unseren Wäldern überleben und Nutzholz liefern kann."
Damit die jungen Bäume eine Chance haben, groß und alt zu werden, musste die Gruppe die Spaten beiseitelegen und zur Pfahlramme und Latthammer greifen. Aufgrund der vorkommenden Wildarten, vor allem dem Rotwild, wurden nach der Mittagspause die einzelnen Pflanzen mit einem Schutz gegen Verbiss- und Fegeschäden versehen.
In der Mittagspause gab es für die Frankfurter seitens der Zugmantel Cohorte eine doppelte Kostprobe römischen Lebens. Lea und Ursus beantworteten Fragen zum Kastell Zugmantel und dem historischen Leben am Kastell. Passend zur geleisteten Arbeit gab es zugleich einen römischen Eintopf zur Verkostung für die arbeitenden Gäste.
„Ein anstrengender, interessanter und begeisternder Tag" so das Fazit von Jan Jelovsek, Chef der Helfer aus Frankfurt. „Wir haben zum ersten Mal bei der Ehrensache Natur mitgemacht und diese Mischung von Natur- und Kultur ist einfach großartig. Mit eigenen Händen die gespendeten Bäume zu pflanzen und ein wenig Teil der Geschichte zu werden, das ist fantastisch".
Ein paar filmische Impressionen von Jan Jelovsek (IngDIBA).
Die gepflanzten Bäume, die neu installierten Schattenrissfiguren mit ihren Erzählungen aus der Vergangenheit, die in neuem Kontext gesetzten Informationstafeln, den Römerturm – all diese Elemente, die das Welterbe sichtbar machen, ist für alle frei zugänglich ab dem Parkplatz Zugmantel erlebbar. Hinzu kommt der neu geordnete Rundweg am Kastellgelände mit einem neuen Überraschungselement, das über die gemeinsame Tourismusintiative der Städte, Gemeinden und des Rheingau-Taunus-Kreises angeschoben wurde. Und die aktiven Wanderer, die den Qualitätswanderwegen „Limes-Erlebnispfad" und der „Via Mattiacorum" folgen, kommen ebenfalls in den Genuss dieser Aktivitäten am Welterbe Limes. In diese Reihe passt auch die Aktion „Welterbe im Fackelschein". Dieses etwas andere „Erlebnis Welterbe" soll zukünftig immer am ersten Februarwochenende stattfinden. Also gerne den 02. Februar 2025 ab 17:30 Uhr freihalten. Wer in einer Ortschaft am Limes im Rheingau-Taunus-Kreis lebt, kann sich gerne beim Naturpark melden.
Und zum guten Schluss:
Das Format „Ehrensache Natur" ist ein neues Angebot zum Mitmachen im Naturpark RheinTaunus. Wer Lust und Interesse an der Arbeit in und für unsere Natur- und Kulturlandschaft hat, ist herzlich willkommen. Im Rahmen der Möglichkeiten und Aufgabenstellungen des Naturparks und seiner Partnerorganisationen entdecken wir gerade die Potentiale dieses Angebotes. Vielleicht haben Sie auch Lust auf oder Bedarf an einem Einsatz im Naturpark? Melden Sie sich gern!
Hintergrundinformationen:
Die Nationalen Naturlandschaften als attraktive Engagement-Orte
Seit 2003 stärken die Nationalparke, Naturparke und Biosphärenreservate bundesweit professionelles Freiwilligenmanagement im Naturschutz. Unterstützt werden sie dabei durch ihre Dachverbände Nationale Naturlandschaften e. V. und Verband Deutscher Naturparke e. V. Bürgerinnen und Bürger engagieren sich im Rahmen des Freiwilligenprogramms „Ehrensache Natur" in vielfältigen Projekten, die wertvollen Biotopen, geschützten Tier- und Pflanzenarten und dem Umweltbewusstsein in der Gesellschaft dienen.
Eingetragen am: 21.10.2024